Ole Ohlendorff & Martina Schönke im Doppelpack…

Foto: NTC MeyerEr begeht in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum als freischaffender bildender Künstler. Sie zeigt erstmals ihre „Karma-Comics“. Das Künstlerpaar Ole Ohlendorff und Martina Schönke aus Winsen/Luhe sind erstmals gemeinsam beim „KuUNST-stückchen“ in Garlstorf mit ihren Bildern vor Ort.

Das zweite „F“ am Ende seines Namens hatte ihm ein eifriger Journalist des Hamburger Abendblatts verliehen, der unbeirrbar an diesem festhielt. Also „gönnte“ Ole Ohlendorff (*1958) sich die Buchstabendopplung und erkor sie zum Künstlernamen – der Lyriker Joseph von Eichendorff und der Künstler Jörg Immendorff nannten diese schließlich ebenfalls ihr Eigen. Und der Name Ole? Auch so eine Verballhornung des Nachnamens aus Kindertagen, der zum lebenslangen Spitznamen wurde – vielleicht, weil „Andreas“ für diesen Freigeist und Querdenker so manchem dann doch etwas zu unauffällig erschien. Ein Kunst-, ein Künstlername also, hinter dem sich einer verbirgt, der sich gar nicht verbergen will, der sein Herz auf der Zunge trägt und über den Mut verfügt, der Welt zu zeigen, wer er ist. Für Ohlendorff ist die Kunst sein Sprachrohr, über das sich mit den Dämonen der Vergangenheit umgehen lässt, ein Vehikel für die Darstellung von Gedanken, von Träumen und seiner großen Liebe zur Musik.

Längst ist er mit dem Kulturpreis des Landkreises Harburg ausgezeichnet worden, ist in renommierten Galerien und Museen vertreten, seine Bilder – vor allem seine „Dead Rock Heads“ – sind mittlerweile auch außerhalb der deutschen Grenzen gefragt.

Auf ein Vierteljahrhundert als freischaffender Künstler blickt er in diesem Jahr zurück, sein zweites Leben sozusagen, nachdem er in den Achtzigern den Dienst als paragraphengetreuer Ordnungshüter bei der Hamburger Polizei (u.a. St. Pauli-Davidwache) quittiert hatte, sich einige Jahre durch das Leben und die Welt treiben ließ – und dabei manchmal auch den Abgründen gefährlich nahe kam. Lüneburg wurde zur Wiege seines malerischen Werdegangs – eine suchende Seele war angekommen. In einer Dachwohnung am Stint griff er Mitte der 1980er Jahre zu Bleistift und Skizzenblock und legte aus dem Stand ein Paar Zeichnungen aufs Papier, deren Qualität manch Anderer erst nach langjährigem Studium erreicht. Proportionen, Physiognomien, Perspektive, Licht-Schatten-Verhältnisse, realistische Darstellung – alles war da, was es brauchte, um den Start in das Abenteuer Malerei zu wagen. „Diese Begabung die schlummerte wohl in mir“, sagt Ohlendorff rückblickend, …„und irgendwann wollte sie raus.“ Erst war es das Zeichnen mit Bleistift – fotorealistische Momentaufnahmen der motorradfahrenden Subkultur, echte Kerle mit ihren Maschinen, hinter deren Fassaden immer auch der weiche Kern hervorblitzt.

Ole Ohlendorffs Stärken sind seine Neugierde, vor allem aber der Mut beim Betreten neuen Terrains – im Leben wie in der Kunst. Als die Farbe in seinen Bildern Einzug hielt, geschah auch dies wieder autodidaktisch; die Ölfarbe wird sein Medium. Und immer ist es der Mensch, der im Fokus steht. Und so, wie alles zu dem gebürtigen Winsener von selbst zu kommen scheint, so waren irgendwann auch die „Dead Rock Heads“ da. John Lennon war der erste, der porträtiert wurde; es folgte die gesamte verblichene Crème des Musikbusiness: Johnny Cash, Jimi Hendrix, Frank Zappa, Jim Morrison, Ronnie James Dio – die Liste ließe sich fortsetzen bis zur Nummer 126 Andy Fraser (Bassist bei Free); die Nr.127 wird B.B.King, der sich derzeit in der Entstehungsphase befindet. Oft haben diese übergroßen Porträts, deren Gesichter wie Landkarten anmuten, fotorealistische Züge und sind eingebunden in einen symbolschwangeren, autobiografischen Kontext. Das Bildnis des jung verstorbenen Curt Cobain ist von Schrotkugeln durchlöchert, er selbst hatte sich aus dem Leben geschossen. Marvin Gaye posiert vor dem Hintergrund der originalen BILD-Zeitungsmeldung von 1984, und dem Beatle George Harrison stellte Ohlendorff das Relief einer buddhistische Meditationsformel aus „Winsener Erde“ zur Seite. Mit den Porträts erzählt er ein Stück Lebensgeschichte, schafft eine unsentimentale Form der Erinnerungskultur. „Musik und Malerei, das sind für mich kreative Geschwister“, sagt er und hört, während er einen neuen Charakter auf die Leinwand bannt, dessen Musik, die garantiert irgendwo in seinem gigantischen LP- und CD Fundus darauf wartet, wiederentdeckt zu werden. Das intensive Auseinandersetzen mit der Persönlichkeit, das Recherchieren in versteckten Archiven, gehört unabdingbar zur Vorbereitung dazu:

Es geht also nicht um Stars…
Es geht um Leben.
Um Identität.
Um Verletzlichkeit.
Um Fragilität.
Um Musik. Um Tanz.
Um Gefühle…
Es geht um Dich.
Um mich.
Um uns.

Und um das Weiterreichen des Feuers…

Foto: Stefan Heinemann
Ursprünglich, so Ohlendorff, war es ein ehernes Gesetz, ausschließlich den Toten ein Denkmal zu setzen. Doch weshalb nicht auch den Lebenden? Was posthum in Stein gemeißelt werden kann, kann ebenso gut auch ante mortem seinen Weg auf die Leinwand finden. Obwohl, wie er sagt, sein „innerer PR-Berater“ zunächst rebellierte, entstanden ganze Porträtreihen von Rocklegenden wie Keith Richards, Alice Cooper, Lemmy Kilmister (Motörhead), Steven Tyler (Aerosmith) aber auch Slash (Guns ´n´ Roses), Iggy Pop und Biff Byford (Saxon). Das jüngste Porträt dieser neuen Serie ist nun Ozzy Osbourne gewidmet, u.a. auch mit Feuer gemalt. In einer Art „Making Of“ zeigt Ole Ohlendorff dieses Bild im Original sowie in verschiedenen Drucktechniken beim „KUNST-stückchen-Event“ in Garlstorf.

„Lila Allmacht…“ 2015Martina Schönke (*1967) widmet sich in ihrer Serie „Karma-Comics“ der spirituellen Ausrichtung des Lebens. Kleine Preziosen garniert auf Büttenpapier…
Mit Pastellstift und Scriptol bespielt die Künstlerin in ihren Bildwelten sowohl die Lebensfreude als auch die tiefgründigen Seiten des Daseins. Was geht und was bleibt… das sind die zentralen Themen in ihrer Kunst. Ob Traumbilder, Lebenssituationen oder auch philosophische Fragestellungen: dies alles wird zeichnerisch auf den Punkt, oder besser gesagt „in den Kreis gebracht“. – „Lila Allmacht…“ – Pastellstift und Scribtol auf Büttenpapier (2015)

Foto mitte: Stefan Heinemann
Foto oben: (Martina und Ole): NTC Meyer